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Beitrag vom 01.06.2012
Marina And The Diamonds - Electra Heart
Ulrike Wagener
I´m Marina, you are the diamonds – hart wie ein Diamant und doch extrem wärmeempfindlich, mit schrill-kalten vocals und mitreißenden Beats präsentiert sich die Künstlerin und kreiert einen bunten...
...Mix aus Disco, Pop und Elektro.
Komponiert auf einem Billig-Keyboard und direkt eingesungen in den Laptop, irgendwo in der hintersten Ecke einer Tourbus-Schlafkoje – das zweite Album von Marina Diamandis alias Marina And The Diamonds ist auf der USA-Tour anlässlich ihres erfolgreichen Debutalbums "The Family Jewels" entstanden. "Während die Maisfelder vorbeirauschten und ich irgendwie versuchte, die Botschaft zu verstehen, die einem die amerikanische Kultur zu vermitteln versucht: Nämlich, dass jeder alles sein und alles tun kann, überall alles ausprobieren und immer wieder von Neuem anfangen darf, wenn man nur bereit ist, irgendwann zu vergessen, was die Wahrheit ist."
Dies ist der Hintergrund für "Electra Heart", welches sich als Dekonstruktion des American Dream verstehen lässt. Die sechsundzwanzigjährige Sängerin kreiert musikalisch vier Archetypen die den amerikanischen Traum verkörpern sollen und die Marina als Antithese ihres eigenen Alter Ego sieht: "The Homewrecker" (HeimzerstörerIn), "Su-Barbie-A", "Teen Idles" (fauler Teenager) und "Primadonna".
Das Spiel mit Charakteren und der eigenen Identität greift die Waliserin auch in den von ihr geschriebenen und im Booklet enthaltenen Lyrics immer wieder auf. So heißt es im letzten Song des Albums:
"I lived a lot of different lives
Been different people many times
I lived my life in bitterness
And filled my heart with emptiness
[…]
Got different people in my head
I wonder which one that they like best
I´m done with trying to have it all
And ending up with not much at all"
Nach dem Schulabbruch und diversen künstlerischen Experimenten – als Junge verkleidet in einer Reggae-Boyband – scheint es nun, als hätte die Künstlerin ihren Weg gefunden. Ihre eigene Selbstsicherheit steht in krassen Gegensatz zu ihren Songs, in denen sie zersplitternde Identität, gescheiterte Lieben und gebrochenen Herzen besingt.
Beeinflusst von Frauen wie Jenny Holzer, Cindy Sherman, Madonna und Dolly Parton erschafft Marina sich eine Identität zwischen destruktiver Teenie-Attitüde, amerikanischem Vorstadtmädchen aus den 50ern und einer glamourösen Popdiva und Primadonna von Heute.
So wie die Texte und ihr Image ist auch die Musik nicht einem Genre zuzuordnen. "Bubblegum Bitch" erinnert mit harten Disco-Pop-Beats an die neue Platte von Gossip. Auch sonst durchströmt ihre Songs eine Energie, die schon aggressiv genannt werden könnte. Dominierende Instrumente sind Keyboards, Schlagzeug und E-Gitarre. Doch auch Melancholie und ruhige Stimmungen sind zu hören. So beispielsweise in "Fear and Loathing", in dem Marina selbst das Piano spielt und sie gesangliche Unterstützung von ihrer Großmutter Lambrini Kaklamani bekommt.
Marina And The Diamonds arbeitete an "Electra Heart" zusammen mit Produzenten, die bereits Künstlerinnen wie Katy Perry, Adele, Lily Allen, Lykkie Li, und Madonna produziert haben.
AVIVA-Tipp: "Wenn man man selbst ist, warum verändert man sich dann, wenn man von gewissen Leuten umgeben ist? Warum versuchen wir unser ganzes Leben lang jemand zu werden, der wir eigentlich schon von Geburt an sind?" Diese Fragen stellt sich Marina Diamondis in ihren Songs auf zugleich ernste und humorvolle Art und Weise. Am Ende steht eine Nachricht, und die lautet: Love.
Marina And The Diamonds
"Electra Heart"
Warnermusic (VÖ: 25. Mai 2012)
Weitere Infos unter:
www.myspace.com
electraheart.tumblr.com
www.marinaandthediamonds.com